zurück 
  Paul Koek
Regisseur

Wurde 1954 geboren. Paul Koek hat am Königlichen Konservatorium von Den Haag als Schüler von Frans van der Kraan Schlagzeug studiert. Sein Hauptinteresse gilt der modernen und zeitgenössischen Musik. Er war eng an der Gründung und Fortentwicklung von Hoketus verbunden, dem Ensemble für moderne Musik, das mit dem Namen des Komponisten Louis Andriessen untrennbar verbunden ist. In seiner beruflichen Laufbahn hat er mit vielen renommierten Künstlern zusammen gearbeitet, wie Peter Greenaway, Heiner Goebbels, Bob Wilson, Fred Frith und Stockhausen; über Jahre hinweg war er Mitglied von LOOS und verschiedenen anderen holländischen Ensembles; er hat die Band Track gegründet und war über zwölf Jahre Lehrer am Königlichen Konservatorium von Den Haag.
1987 begann Paul Koek als Musiker und Produzent mit der Theatergruppe Hollandia, die 1985 von Johan Simons gegründet worden war, zu arbeiten, von der er 1993 Künstlerischer Leiter wurde. Er arbeitete an der Weiterentwicklung des zeitgenössischen Musiktheaters. Hierunter versteht er einen nicht-anekdotischen Theatertyp, in dem Bild, Licht, Text, Musik und Projektionen gleichrangig sind und ihre eigene Bedeutung und Aussage haben und daher niemals nur Illustration sind. Er wendet Kompositionstechniken aus der Musik auch auf alle anderen theatralischen Elemente an. Klänge werden nicht nur produziert, sondern auch mit Hilfe von Computern und Sample-Techniken vergrößert, verzögert, beschleunigt, wiederholt und angehalten. Die theatralische Echtzeit – Wiedergabe dieser Klänge während der Vorstellungen durch die Darsteller und Musiker – stellt einen großen Teil der Qualität der Arbeit von Paul Koek dar. Ein wichtiger Partner in diesem Bereich ist Dick Raaijmakers, mit dem er drei legendäre Produktionen für Hollandia realisierte: Der Fall/Dépons (1993), The Fall of Mussolini (1995), und Hermans’ Hand (1996).
10 Jahre später übernahm Paul Koek das Veenstudio, eine Initiative von Hollandia, mit dem Ziel in den eigenen Wänden die Entwicklung des Musiktheaters weiter zu fördern und zu erforschen. Von dort aus produzierte er mit Florentijn Boddendijk und Remco de Jong Quick Lime (1999), wobei er gemeinsam mit Johan Simons Regie führte. Er komponierte und realisierte gemeinsam mit Frances-Marie Uitti und Ton van der Meer die Musik für The Fall of the Gods (1999) und mit Ton van der Meer für Judith (2000). Eine Vielzahl ebenfalls sehr wichtiger, kleinerer Produktionen wurden im Veenstudio realisiert, darunter TasliT, Machine Agricole und Wolfsjong. Im Januar 2001 vereinigten sich die Theatergroep Hollandia und Het Zuidelijk Toneel zu ZT Hollandia. Paul Koek und Johan Simons sind Künstlerische Leiter dieser neuen Institution. Es sollten weiterhin eigene und fremde Musiktheaterproduktionen initialisiert werden, wobei die fremden Produktionen von dem musikalischen Know-how und der musikalischen Qualität der Company profitieren sollten. Eines der Ergebnisse dieser Politik war Bacchae, ein Stück des syrischen Komponisten Nouri Iskandar und seines Ensembles. In der Spielzeit 2002/2003 produzierte Paul Koek dort zwei Musiktheaterwerke von zwei jungen europäischen Komponisten, Yannis Kyriakides legte den Grundstein für Spinoza und Caliope Tsoupaki komponierte die Musik für Dark.
Zur selben Zeit nahm Paul Koek Verdis Arien als Ausgangspunkt für die Entwicklung von einem musikalischen Konzept für Sentimenti (Ruhrtriennale, Juni 2003). 2004 realisierte er Inanna, ein neues Musiktheaterwerk, in dem unter anderem der Komponist Louis Andriessen, der Spezialist für Elektronik Johan van Kreij, der Musiker Ton van der Meer und der Filmemacher Hal Hartley in einer offenen Struktur zusammen arbeiteten.
Nachdem das Projekt ZT Hollandia 2005 zu Ende ging, hat Paul Koek ein neues Ensemble gegründet. De VeenFabriek. De Veenfabriek ist ein Ensemble in dem Künstler und Wissenschaftler gemeinsam arbeiten, um ihre Entwicklungen und Ideen in Beziehung zueinander und zur Gesellschaft, der Forschung und der klassischen Arbeitsformen zu setzen. De VeenFabriek ist daher viel mehr als ein klassisches Musiktheaterensemble, das Theaterstücke realisiert und aufführt. Ohne diese wichtige Aufgabe zu vernachlässigen konzentriert es sich zur selben Zeit darauf, laufend nach neuen Kunstformen zu forschen, in denen verschiedene Kunstdiszipline miteinander konfrontiert werden.
2005 realisiert Paul Koek escamotage von Yannis Kyriakides am Forum Neues Musiktheater.