Pressestimmen
 
   
LAETITIA SONAMI

Pressestimmen zur interaktiven Performance am 16.04.2005
 
 
zurück    Sie scheint ein imaginäres Orchester zu dirigieren oder vielmehr die Klänge selbst mit ihren Händen unmittelbar aus verborgenen Winkeln des Raums hervorzuholen. Nicht ganz zu Unrecht ist Laetitia Sonami deshalb auch schon mit einer Priesterin verglichen worden, die in Kontakt mit dem Unsichtbaren steht. Die Klangereignisse, die so von ihrem silbrig glitzernden Datenhandschuh gesteuert auf einmal im Raum stehen, stammen aus allen nur denkbaren Bereichen, von den Relais der Elektronik bis zu Geräuschen der täglichen Umgebung, alles ganz frei nach dem Diktum John Cages, alles was klingt, sei Musik, sogar die Stille.
Darauf dürfte der erste Teil des Titels The Appearance of Silence / The Invention of Perspective anspielen, der über Sonamis Programm am Samstag im Forum Neues Musiktheater im Cannstatter Römerkastell stand, während der zweite sich auf die Konstruktion von Raum bezieht. Indem Sonami den Raum unmittelbar mit ihren Körperbewegungen kurzschließt, schafft sie ein Instrument, das feine Übergänge erlaubt in Bereichen, in die das Schreiben von Noten auf flachem Papier nicht vordringen könnte.
Stuttgarter Zeitung

Nirgendwo in Stuttgart kann man Innovationen im Performance-Bereich so unvermittelt und direkt miterleben, wie das im Cannstatter Römerkastell der Fall ist. (...) Da steht Laetitia Sonami gleich einer Zeremonienmeisterin in einer rituellen Handlung mit ausgestreckten Armen auf der Bühne, dirigiert mit bald raumgreifenden, bald kurzen und eckigen Gebärden unsichtbare und imaginäre Klangquellen, deren Resultate dem Publikum über Surround-Lautsprecher übermittelt werden. Aus denen quäkt, zirpt, plätschert, rauscht und rasselt es, zuweilen deuten sich rhythmische und klangliche Patterns an. Gleich einem musikalischen Ultraschallgerät kann man auf der Videoleinwand die optische Sezierung der Klangwelten verfolgen, während Sonami mit einer melodramatischen Rezitation die Dramaturgie des Gesamten intensiviert. (...)
Mit einiger Sicherheit lässt sich prognostizieren, dass computergesteuerte Prozesse der Umsetzung von Bewegung in Klang vor einer beachtlichen Renaissance stehen.
Stuttgarter Nachrichten

Die Conversation selbst – Höhlenmusik mit der Op-Art-Komponente gleißender und erlöschender Glühbirnen – versetzt Klangfarben in rhythmische Aggregatzustände, lässt aus sgreddernden Geräuschen weckerklingelnd den menschlichen Körper erwachen: Es pulsiert, atmet, lebt. Bewegend an Laetitia Sonamis Darbietung ist denn auch der Klang-Körper selbst: die Künstlerin, die wie in einer Elektro-Eurythmie die Klangereignisse modelliert, in den Raum gestikuliert, kniebeugend aus dem Boden schöpft. Das hat seine eigene choreografische Expressivität – und seine Sentimentalität: Jenseits der Technik steht der Mensch.
Cannstatter Zeitung