Pressestimmen
 
   
FREMD

Pressestimmen zur Uraufführung am 10.03.2006
 
 
zurück    Perfekt verkörpert Sarah Maria Sun die Rolle und Stimme der sagenhaften Königstochter, nicht weniger überzeugen die Argonauten, das Ensemble um Stephan Storck, als herrischer Anführer Jason, der die Fremdheit der Medea durch Sprachgewalt zu bezwingen trachtet.
Stuttgarter Zeitung

Kroesingers Inszenierung (...) illustriert die feingliedrige Geräuschmusik – präzise realisiert vom Ensemble ascolta unter Michael Alber – mit zeitlos moderner Psychologie. Kroesinger erzählt eine Seelen-Fantasie zwischen Fremdheit und Faszination, Selbstentfremdung und Liebe, Abwehr und Aufbruch.
Südwest Presse

Während sie unzählige bunte Schmetterlinge in wechselnder Geometrie auf den Wänden arrangiert, singt die formidable Sarah Maria Sun diese Vokalisen mit artistischer Virtuosität (...). Die Konfrontation einander fremder Systeme wird musikalisch spannend realisiert. Thomalla benutzt die barocken Formen von Rezitativ und Da-Capo-Arie als zwanghaftes Mittel zur „Zivilisation“. Mit ein paar Cherubini-Zitaten treibt der Argonauten-Chor Medea aus ihrer Naturklang-Geborgenheit in die Unterwerfung eines mächtig anschwellenden Schlussgesangs, der außer den Instrumentallisten auch Live-Elektronik mit ins Spiel bringt. Unter der Leitung von Michael Alber hat diese Uraufführung ein außerordentliches Niveau.
Ludwigsburger Kreiszeitung

Natur und Kultur, Geräusch und Klang, Höhe und Tiefe, Instrumentales und Vokales, Bekanntes und Verfremdetes, Individuum und Kollektiv: Dies sind die Poole zwischen denen sich Spannung aufbaut. Die meisten Funken freilich schlägt die Reibung zwischen Sprache und Gesang. Hier, auf genuin musiktheatralischem Terrain, liegen das Hauptinteresse des Komponisten und die Stärken seines Werkes.
Auf der Bühne sind Jason (aus den acht beteiligten, sängerisch hochgradig geforderten Bässen des Stuttgarter Staatsopernchores schält sich einer heraus: Stephan Storck) und die virtuose Koloraturen singende Sarah Maria Sun als Medea die beiden Gegensätze, die einander so lange anziehen, bis der Mann die Frau für sich vereinnahmt hat; in der Musik, die Michael Alber dirigiert, stehen das freie, textlose Singen Medeas und die streng strukturierten Aktionen Jasons und seiner Argonauten einander ebenso gegenüber, wie die weit gespreizten Klangfarben, die das Ensemble ascolta seinen Instrumenten (Cello, Posaune, Klavier, Schlagzeug, Trompete und Gitarre) entlockt.
Stuttgarter Nachrichten

Das Beeindruckendste an fremd ist, dass es Thomalla gelingt, das Prozesshafte in der „Begegnung zweier Welten“ in Musik zu fassen, in Klänge, Geräusche, Gesang. (...) Die Instrumente reflektieren gleichsam sich selbst. Es ist faszinierend zu hören, mit welcher Raffinesse Thomalla dem kleinen Instrumentarium mit Trompete, Tenor-Posaune, Violoncello, Klavier, Gitarre und reich bestücktem Schlagzeug diese „Klanglandschaft“ förmlich ablauscht, um sie im selben Atemzug überhaupt erst zu erstellen. Das Ensemble ascolta realisiert das mit höchster Klangsensibilität perfekt. (...) Die Sopranistin Sarah Maria Sun bewältigt die vokalen Drahtseilakte mit atemberaubender Perfektion.
Die szenisch-musikalische Realisation von fremd wurde dem ästhetischen Anspruch des komplexen Werkes absolut gerecht. (...) Das Entree der Fremdlinge in Medeas „Raum“, wo diese die Stoffwände mit präparierten Schmetterlingen (Natur) ornamentiert hat, ist herrlich komödiantisch inszeniert: Hans-Werner Kroesinger, der dann auch die Begegnungen Jason–Medea mit großer Innenspannung auffüllt. Neben der schon genannten Sarah Maria Sun gelingt Stephan Storck mit dem Argonautenführer eine psychologisch präzis gezeichnete Studie.
Neue Musik Zeitung